Wer übersetzt, muss sich an den fremden Text annähern, ihn nachfühlen, ihn heranlassen, wie bei einem Flirt. Aber gleichzeitig gibt es den Abstandhalter der eigenen Sprache, sie will Distanz, ist wie ein eifersüchtiger Freund. Diese Spannung auszuhalten, ist wichtig. Nur dann kommt etwas in Gang zwischen Rhythmen, Bildern, Zeilenbrüchen, Vokalklängen, Aussagen. Übersetzen ist Nachmachen - mit dem Werkzeug, das gerade da ist. Mehr gibt es nicht. Und so wird jedes übersetzte Gedicht - jeder übersetzte Text - immer auch nach dem Werkzeug des Übersetzers klingen. Nach einer Handschrift. Wie man hier sieht. René bleibt bei der Axt, ich selbst habe mir alles als Bett-Szene vorgestellt, das Ende eines One-Night-Stands. Und Paz Levinson meinte es sicher ganz anders. Was meint ihr?
Todo el día escuchando la motosierra
En el tiempo que preparo algo para almorzar
se puede cortar un tronco bastante ancho.
Los movimientos de los últimos días
habían avanzado el final para el único árbol de la cuadra.
Ahora suena ese mosco gigante que chilla y se calla
y vuelve a chillar, tan molesto que cierro las ventanas.
Quiero que le pase algo malo al señor por cortar el árbol
pero en el momento que pienso eso me siento culpable:
es un trabajador, como vos enseñas él tiene que cortar el árbol.
El árbol es lo único que veo cuando abro los ojos desde la cama
el verde del ficus que se mueve con el viento
y ahora escucho, no quiero mirar cuando caiga
pero no hago más que estar en la ventana,
le lleva mucho tiempo cortarlo
calculo que el árbol tiene muchos años, la madera debe ser dura
no quiero mirar pero me cuesta no escuchar,
mejor me visto, salgo, cruzo y lo ayudo
así termina todo esto más rápido
nos podemos reorganizar: él sigue con la motosierra,
y yo puedo terminar con el hacha.
Den ganzen Tag höre ich die Kettensägen
Von einer Zeit die sich auf Almosen vorbereitet
Kann man sich ein ziemlich breites Stück abschneiden
Die Bewegungen der letzten Tage
kreisten um den letzten gebliebenen Baum.
Sie klingen wie riesige Mücken und pausieren
und schreien plötzlich wieder auf, was so nervig ist
dass ich die Fenster schließe.
Ich wünsche Ihnen alles Schlechte, Herr Oberförster
Und gleichzeitig fühle ich mich schuldig:
Es ist ja nur ihr Job, Sie sind dafür ausgebildet.
Aber der Baum ist alles, was ich sehe, wenn ich meine Augen öffne
Die grünen Äste, die im Wind schaukeln
und jetzt kann ich hören, nicht sehen, wie er fällt
und ich stehe im Fenster
das Kettensägenmassaker geht weiter
Ich rechne das Alter des Baumes aus, harte Arbeit
Ich möchte nicht zusehen, und zuhören auch nicht
Ich glaube, ich gehe besser, denke ich und gehe
und helfe bei der Arbeit und alles geht schnell plötzlich
Wir stimmen uns aufeinander ab: Er die Kettensäge
Ich die Axt.
ein tag in der motorwüste
es gibt zeiten fürs vorbereiten (von frühstück)
und zeiten für das basteln von bastard-särgen.
bestimmte bewegungen der letzten tage verkündeten
dem letzten baum des viertels sein ende.
jetzt träumt eine riesenmücke, die friert und schweigt
und frierend fliegt, vom molligen moskitofenster.
ich wünsche mir, dass der mann, der den baum fällt,
gassi geht, denn dieser gedanke ist unschuldig.
aber er ist arbeiter, du bist lehrer: er muss den baum fällen.
wenn ich baumaugen hätte, wäre er mit mir im bett,
der grüne ficus, der sich im wind bewegt.
ich will ihn hören, will nicht sehen, wie er kippt,
aber ich harre am fenster aus,
hebe ihn hoch, lange, erzähle ihm etwas,
zähle seine jahresringe, hartes, reifes holz.
ich will ihn nicht bewundern, aber zuhören schmerzt,
besser wäre, er sähe mich, gesund, bekreuzigt, die schwester
des exits, so ginge das doch viel schneller. wir stellen
uns neu auf: er geht in die motorwüste,
und ich kann aufhören mit dem naschen.